Da kommt man wirklich ins Grübeln, wenn man diesen Beitrag der ARD-Kinderreporter sieht. Dort outen sich namhafte Politiker als absolute Internet-Analphabeten. Daran ist an sich nichts wirklich Schlimmes, aber zur Erinnerung: es sind diese Politiker, die wehement Dinge wie Vorratsdatenspeicherung oder Online-Durchsuchung von Computern fordern und letztendlich auch beschließen. Die in diesem Beitrag befragten Politiker stellen vielleicht nicht gerade einen repräsentativen Ausschnitt dar, aber als Hinweis über den Wissensstand der uns Regierenden zum Thema Internet reicht es allemal.
Derweil hat sich der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert zu Wort gemeldet und weist darauf hin, dass man sich mit einfachen Mitteln gegen den geplanten Bundestrojaner schützen kann. Der geplante Bundestrojaner ist eben von der Sache her auch nicht mehr als der typische Spambot mit dem sich Millionen von Windows-Nutzern plagen. Da nicht davon auszugehen ist, dass Terroristen einen ähnlichen Wissensstand zum Thema Internet haben wie unsere Politiker, darf die Nützlichkeit des Lieblingsprojekts von Innenminister Wolfgang Schäuble angeweifelt werden. An dieser Stelle musste ich an einen Satz aus der Kryptographie-Vorlesung von Andreas Pfitzmann denken: "Mit solchen Maßnahmen erwischt man immer nur die ganz Dummen und die hätte man auf normalem Wege früher oder später auch so erwischt.".
Und noch ein Gedanke kam mir beim Lesen des Artikels: wie sieht es eigentlich mit der Verfügbarkeit des Bundestrojaners für andere Plattformen (Linux, Mac) aus? Die Finanzverwaltung hat es seit mehreren Jahren, trotz mehrfacher Ankündigung, noch nicht geschafft z.B. eine Linux- oder Mac-Version des ELSTER-Programms anzubieten. Vielleicht sind Terroristen ja die nächsten Jahre erstmal wieder sicher, wenn sie einfach die Plattform wechseln.
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